Im Laufe unseres Lebens haben wir gelernt, vor allem auf Inhalte zu achten –
weniger auf das, was sich zwischen ihnen befindet. Das ZwischenRaumKonzept©
fokussiert im Gegensatz dazu auf den leeren Raum, der sich zwischen den
Inhalten befindet. Es lädt ein, die Welt aus einer neuen und ungewohnten
Perspektive zu betrachten und sich dahin zu begeben, wo die unterschiedlichen
Inhalte aufeinandertreffen bzw. aneinander stoßen. Dort lassen sich mit
entsprechender Kompetenz sog. konstruktive „ZwischenRäume©“ eröffnen. Sie
sind hervorragend geeignet, destruktive Verhaltensmuster und konfliktträchtige
Gefühlsäußerungen in Frage zu stellen und sie zu „überschreiben“. Wir können
dann frei, selbstbewusst und selbstverantwortlich wählen und entscheiden.

Prolog:
Unsere ergebnishungrige Zeit ist angefüllt mit Aufgaben, Anforderungen und
Zielvorgaben. Sie reicht nicht aus, um die aufgestaute Menge geschäftlicher und
privater Erledigungen auf Dauer befriedigend zu bewältigen. „Glücklicherweise“
tun sich unversehens Lücken in Form von kurzen Pausen auf, die umgehend mit
allem was gerade zur Verfügung steht, gefüllt werden. Wie ein unkontrollierter
Reflex geht es ans Tippen: In Apps, E-mails, Kurznachrichten und für kurze
Telefonate mit dem Smartphone. Aus den Zwischenzeiten wird jede Sekunde
herausgequetscht, um ja nicht in einen Erledigungsstau zu geraten. Danach geht
es im Abarbeitungsmodus weiter, beruflich und familiär. Dieser in den
entstandenen Lücken angesiedelte Erledigungsmodus vernichtet jegliche
Entstehung von ZwischenRäumen. In ihm darf keinesfalls der Gedanke
aufkommen, dass für eine kurze Zeit die Möglichkeit bestanden hätte,
durchzuatmen, Abstand zu nehmen, gelassen zu werden und sich
situationsangemessen zu positionieren. Die permanente Hetze macht
unzufrieden, sie macht unproduktiv und in letzter Konsequenz: krank. Gehetzte
Menschen sind im emotionalen Stau- sie handeln unkontrolliert, verletzen
einander und kommen nicht auf konstruktive Gedanken – auch nicht auf kreative
Lösungen. Vor Zwischenräumen wird gewarnt: „Mind the gap“ – treten Sie nicht in
den dunklen Spalt zwischen Bahnsteigkante und U-Bahn!

  1. Hören wir auf mit der allgegenwärtigen Diskriminierung und
    Vernichtung von ZwischenRäumen!
    ZwischenRäume sind Biotope des Menschseins und somit die Voraussetzung
    dafür, dass Menschen menschlich fühlen, denken und handeln. Sie sind das
    Ergebnis der Kultivierung des Menschen und Beweis seiner persönlichen
    kulturellen Entwicklung. Ihnen gebührt Respekt und Achtung. Ihre Würde ist
    ebenso unantastbar wie die Menschenwürde!
  2. Lasst uns Eintreten für den Erhalt und die Verbreitung von
    ZwischenRäumen!
    ZwischenRäume bedürfen unseres Schutzes. Wir wenden uns dagegen, dass sie
    zunehmend wegrationalisiert und beruflich und privat diskreditiert werden.
    ZwischenRäume sind Quelle jeglicher Kreativität. Sie ermöglichen Nachdenken,
    Umdenken und Neudenken. Sie sind Räume des bewussten Lebens und stärken
    das Empfinden des VerbundenSeins.
  3. Wahren wir die ZwischenRäume in jeder Art von Kommunikation!
    ZwischenRäume dienen dazu, den gegenseitigen Respekt und die Achtung im
    Miteinander zu wahren. Sie sind puffernde Abstandhalter, die verhindern, dass
    extreme Meinungen, heftige Gefühle sowie menschenunwürdige und
    unmenschliche Verhaltensweisen ungebremst aufeinander prallen. Daher dürfen
    sie nicht dem Diktat des Zeit- und Kostendrucks geopfert werden. Sie sind
    unverzichtbar, denn nur sie ermöglichen, dass das Fremde und Neuartige seinen
    Platz neben dem Vertrauten und Gewohnten finden kann.
  4. Freiheit für den ZwischenRaum!
    ZwischenRäume sind Räume der Freiheit und der freien emotionalen und
    geistigen Bewegung: In ihnen sind Bewegungsfreiheit, Versammlungsfreiheit,
    freie Wahl der Perspektiven, freie Meinungsäußerung sowie die Möglichkeit
    garantiert, sich immer wieder neu zu sich und der Welt in Bezug zu setzen.
    ZwischenRäume müssen freigehalten werden von der Einflussnahme durch
    schädigende biografische Muster und von manipulative Interessen anderer
    Personen oder Organisationen.
  5.  Gebt dem ZwischenRaum die Möglichkeit zu zeigen, was in ihm
    steckt!
    ZwischenRäume sind voller Eigendynamik. In ihnen schlummert die Kraft der
    Selbstorganisation, der Selbstentwicklung und Potentialentfaltung. Der Aufenthalt
    im ZwischenRaum stärkt die Präsenz im Hier und Jetzt und öffnet neue
    Perspektiven, die konkrete Schritte in die Zukunft ermöglichen. Er verlangsamt
    prozessuale Abläufe, um diese dann mit neuer Energie aufzuladen. Paradoxien
    und Widersprüche sind das Lebenselexier des ZwischenRaums!

Epilog:
Der ZwischenRaum ist der wohl wertvollste seelische „Raum“ des Menschen.
Daher ist es wichtig, ihn als Ort elementarer Kraft und zentraler Bedeutung neu
zu beleben und die sich durch ihn entfaltenden Möglichkeiten und Perspektiven
zu suchen und zu finden. Es ist jetzt an der Zeit, innezuhalten, die Notbremse zu
ziehen, auszusteigen und umzusteigen. Dies gilt für jeden einzelnen von uns, für
jede Paarbeziehung, jede Familie, jedes Arbeitsteam, jede kultivierte Organisation
und jede Form von entwickelter Zivilgesellschaft. Es ist höchste Zeit, das Leben in
die Hand zu nehmen und ihm eigenständig und eigenverantwortlich Sinn zu
verleihen. Dieser Akt beginnt mit der Notwendigkeit, den ZwischenRaum mit
seinen vielfältigen schöpferischen Möglichkeiten tief in uns zu verankern und uns
die notwendige „ZwischenRaumKompetenz“ anzueignen. Unsere Welt birgt
zunehmend die Gefahr, sich mit primitiven und polarisierenden Antworten auf die
drängenden Fragen unser Zeit zufrieden zu geben: Den ZwischenRaum zu
negieren oder ihn gar aktiv zu bekämpfen bedeutet einen unkontrollierbaren
Anstieg von Reaktivität. Seine Leugnung führt zu ungelösten Dauerspannungen,
zu Hass- und Gewaltexzessen oder zu völligem Rückzug aus allem, was uns
dauerhaft als Menschen Daseinsberechtigung verleiht. Setzen wir uns für mehr
und qualitätsvollere ZwischenRäume ein! Fordern wir mehr Zeit für den
ZwischenRaum und machen wir ihn zu unserem Freund und täglichen Begleiter!

Manifest von R. Pieritz

zwischen Macht und Ohnmachtzwischen den Zeilenzwischen Leben und Sterbenzwischen Organismus und Mitweltzwischen Alt und Neuzwischen Himmel und Erdezwischen dem richtigen und dem falschen Lebenzwischen dem Selbst und dem Anderenzwischen Kontakt und Rückzugzwischen Kopf und Bauchzwischen Lust und Leidzwischen Kultur und Zivilisationzwischen real und irrealzwischen Wunsch und Wirklichkeitzwischen Himmel und Höllezwischen Planung und Durchführungzwischen Überforderung und Unterforderungzwischen Eltern und Lehrernzwischen Vordergrund und Hintergrundzwischen Einatmen und Ausatmenzwischen den Zeitenzwischen Herr und Sklavezwischen einer Vielzahl von Möglichkeitenzwischen dem Heben und Wiederaufsetzen eines Fußeszwischen Objektivismus und Idealismuszwischen Gestern und Heutezwischen festen Terminenzwischen Lehren und Lernenzwischen Tag und Traumzwischen allen Stühlenzwischen Durchhalten und Aufgebenzwischen Bestehen und Nichtbestehenzwischen Idee und Ausführungzwischen sowohl als auch und entweder oderzwischen Mensch und Tierzwischen Wachen und Schlafenzwischen Kaufwunsch und Kaufentscheidungzwischen Stamm und Rindezwischen Regen und Sonnenscheinzwischen Opposition und Regierungzwischen Autonomie und Passungzwischen Differenzierung und Integrationzwischen Lust und Unlustzwischen Fremdem und Vertrautemzwischen Weite und Engezwischen Eingreifen und Geschehenlassenzwischen Kunst und Wissenschaftzwischen Romantik und Postmodernezwischen den Zeilenzwischen Fülle und Leerezwischen Festhalten und Loslassenzwischen Widerspruch und Zustimmungzwischen Geben und Nehmenzwischen parlamentarischer und tiefer Demokratiezwischen Besserwissen und besserem Wissenzwischen Nähe und Distanzzwischen Reaktivität und Offenheitzwischen gestern und morgenzwischen Emotion und Intellektzwischen Heimat und Fremdezwischen Autonomie und Abhängigkeitzwischen Erde und Samenkornzwischen Außen und Innenzwischen Selbstregulation und Fremdbestimmtheitzwischen dem Reich der Freiheit und dem Reich der Notwendigkeitzwischen Aktivität und Passivitätzwischen Arbeitsleben und Privatsphärezwischen Differenz und Indifferenzzwischen Festigkeit und Flüchtigkeitzwischen Gelten und Nichtgeltenzwischen Frohsinn und Trauerzwischen Ordnung und Zerfallzwischen Bewegung und Starrezwischen einem Fluss voller Krokodile und einem Ufer voller Tigerzwischen einem fremdbestimmten und einem selbstbestimmten Lebenzwischen Reife und Unreifezwischen Chaos und Ordnungzwischen falschem und echtem Stolzzwischen Romantik und Pragmatikzwischen Entspannung und Anspannungzwischen Tag und Nachtzwischen Trägheit und Neugierzwischen Richtig und Falschzwischen Stabilität und Veränderungzwischen Festlegung und Freiheitzwischen Körper und Geistzwischen Entschiedensein und Unentschiedenheitzwischen Heute und Morgenzwischen Szylla und Charybdiszwischen den Gegensätzenzwischen Hoffen und Bangenzwischen Mann und Frauzwischen Wachstum und Zerfall
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